Je mehr man die Sprache in ihrer Vielfalt nützen lernt, desto gewisser wird ihr Sinn und der aller Kunst, allen Menschenwerks: Es gibt nur Neues unter der Sonne. Zumutung, von der wir leben.
Gelingt ein Vers, gar ein Gedicht, kommt Erstaunliches zur Sprache. Die Ferne und die vertraute Nähe — Beides nimmt den Atem und gibt ihn —, der Mut zur Selbstverteidigung und die späte Knospe, der unverblümte Blick auf Enttäuschung und Melancholie, das gewöhnliche, lebenslange Neue. Die Wahrheit hängt am dünnen Faden der Sprache. Er hält.
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Sprache hilft. Die Mehrsprachigkeit, die vielfältige Sprache der Kunst und der Musik, einleuchtend ohne Worte. Auch die Wahrheit religiöser Überlieferung, die — so Simone Weil in ihrem von Willibald Feinig neu übersetzten Traktat über die Abschaffung der politischen Parteien (2. Auflage, zweisprachig) — mehr ist als «etwas Individuelles oder Kollektives». Der Autor veröffentlichte bisher vor allem Schriften zur Kunst und Prosa. Bagatellen (1996) beurteilte Rainer Götz als «Bilder … wie unterbelichtet und ohne Ton». Der Vorübergang (2021) lässt das vermeintlich vertraute Ende Jesu «wie nie gehört erfahren» (Marianne Gronemeyer), «so, dass auch der Zweifel seine Würde behält» (Norbert Loacker). «Feinfühlig» (Kurt Scholz) erinnert die im gleichen Band enthaltene Novelle Glöckel daran, was Österreich und seinem Schulwesen verloren ging dadurch, dass es das Werk eines Mannes der ersten Stunde der Republik verdrängte und vergaß. In Arbeit ist ein Drama Bilder aus merkwürdiger Zeit.